A-Tag 2025: Ein Pflichttermin für Barrierefreiheit und Inklusion

Am 15. Mai 2025 fand der A-Tag 2025 im Tech Gate Vienna statt, organisiert vom Verein Accessible Media. Die seit 2006 jährlich stattfindende Veranstaltung ist ein bedeutender Treffpunkt für alle, die sich für Web-Accessibility und Inklusion interessieren. Somit war die Veranstaltung auch für den ÖGB-Verlag ein Pflichttermin.

Was hat der ÖGB-Verlag mit Accessibility zu tun?

Für den ÖGB-Verlag ist Barrierefreiheit kein Nice-to-have, sondern ein grundlegender Anspruch an alle unsere Produkte. Denn was barrierefrei gestaltet ist, nützt allen Menschen. Ob gedruckt, digital oder hybrid: Wir denken Barrierefreiheit nicht nur mit, sondern priorisieren sie konsequent bei der Entwicklung, Gestaltung und Umsetzung unserer Angebote. 

Gerade im Kontext von Informationen und Publikationen für die Arbeitnehmer:innenvertretungen ist es unerlässlich, dass alle Menschen Zugang zu diesen Inhalten haben, unabhängig von individuellen Voraussetzungen. Das ist nicht nur eine Frage der Haltung, sondern auch eine rechtliche Anforderung: Mit dem EU-Gesetz über digitale Barrierefreiheit (European Accessibility Act) sind Unternehmen ab Juni 2025 verpflichtet, ihrer digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.  

Wir sehen darin keinen Mehraufwand, sondern eine Chance, Qualität und Nutzbarkeit weiter zu verbessern. Ob barrierefreie PDFs, barrierearme Webanwendungen oder zugängliche Veranstaltungen – Accessibility gehört bei uns zum Standard. 

Ein Tag voller wertvoller Impulse und Einblicke 

Der A-Tag 2025 bot ein vielfältiges Programm mit Vorträgen von Expert:innen aus verschiedenen Bereichen der Barrierefreiheit. Nach der Begrüßung durch Jo Spelbrink (Accessible Media) ging es unter anderem um neue Erkenntnisse zu Accessibility-Overlays (Klaus Höckner), barrierefreie CMS-Systeme (Josefine Schaefer), den Einsatz von KI bei Bildbeschreibungen und Infografiken (Denis Paris, Christina Uhl), die Umwandlung alter PDFs in barrierefreie Dokumente (Markus Mayer, Markus Erle) sowie Design und Typografie im Spannungsfeld von Kreativität und Barrierefreiheit (Oliver Schöndorfer). Auch Themen wie semantisches HTML (Laura Wissiak), Tooltips und Dialoge (Manuel Matuzovic) sowie radikale Inklusion und Allyship (Hannah Wahl) wurden behandelt. 

Die 6 wichtigsten Take-Aways für dich zusammengefasst 

Wir haben die zentralen Learnings und wichtigsten Tipps des A-Tags 2025 kompakt für dich aufbereitet. So bekommst du schnell einen Überblick über die Themen, die Barrierefreiheit in der digitalen Welt konkret voranbringen – praxisnah und direkt umsetzbar. 

1. Accessibility Overlays – keine langfristige Lösung

Digitale Overlays, die bestehende Websites nachträglich barrierefrei machen sollen, wirken auf den ersten Blick praktisch. In der Praxis zeigen sie jedoch Schwächen: Sie können die Nutzererfahrung verschlechtern und teilweise sogar zusätzliche Barrieren erzeugen. Die Empfehlung lautet daher, digitale Produkte von Anfang an barrierefrei zu konzipieren, anstatt nachträglich auf technologische Kompensationen zu setzen. 

2. KI-gestützte Bildbeschreibungen – mit menschlicher Kontrolle 

Künstliche Intelligenz kann bei der Erstellung von Bildbeschreibungen – sogenannten Alt-Texten – unterstützen. Die aktuellen Systeme sind jedoch insbesondere bei Fotografien noch fehleranfällig und liefern häufig ungenaue Ergebnisse. Selbst die gezielte Optimierung der Eingabeaufforderungen (Prompts) brachte keine signifikanten Verbesserungen. Bei Diagrammen und Infografiken waren die Resultate dagegen deutlich überzeugender. In jedem Fall ist eine menschliche Prüfung weiterhin unerlässlich. 

3. Barrierefreie Content-Management-Systeme – ein entscheidender Faktor für Inklusion

Content-Management-Systeme (CMS) sind für die redaktionelle Pflege von Webseiten zentral. Rund zwei Drittel aller Websites nutzen ein solches System, über die Hälfte davon WordPress. Wenn diese Systeme nicht barrierefrei gestaltet sind, können Menschen mit Behinderungen nicht selbstständig Inhalte verwalten – ein klarer Ausschluss von digitaler Teilhabe. 

Ein positives Beispiel ist der Adobe Experience Manager, wie er in GONEXT zum Einsatz kommt – einer digitalen Toolbox, die vom ÖGB und den Gewerkschaften für Webseiten, Kampagnen und Datenanalyse genutzt wird. GONEXT ermöglicht eine professionelle, barrierearme Digitalkommunikation und ist etwa bei der GPA, Gesunde Arbeit oder dem VÖGB im Einsatz.

4. Barrierefreie PDFs – Werkzeuge für mehr Qualität 

Die barrierefreie Gestaltung von PDF-Dokumenten ist anspruchsvoll, aber mit den richtigen Tools umsetzbar. Besonders empfohlen wurde der kostenlose PDF Accessibility Checker (PAC) der Firma axes4, der eine zuverlässige Prüfung auf Barrierefreiheit ermöglicht und in vielen Organisationen bereits zum Standard gehört. 

5. Technologischer Fortschritt – Verantwortung verschiebt sich  

Barrierefreiheit im Web erfordert bislang oft aufwendige Eigenlösungen – insbesondere bei Elementen wie Popovers oder Tooltips. Der zunehmende Fokus auf digitale Inklusion führt jedoch dazu, dass mehr Verantwortung auf die Hersteller von Browsern und Frameworks übergeht. Ziel ist es, häufig genutzte Funktionen direkt in die technischen Standards zu integrieren – und diese von Haus aus barrierefrei umzusetzen. 

6. Design und Typografie – Kreativität und Barrierefreiheit schließen sich nicht aus   

Gestaltungsrichtlinien aus dem Bereich User Experience und Barrierefreiheit werden häufig als Einschränkung wahrgenommen. Doch mit überzeugenden Praxisbeispielen wurde gezeigt, dass barrierefreie Gestaltung keineswegs im Widerspruch zu Kreativität steht. Im Gegenteil: Gute Designer:innen tragen wesentlich dazu bei, Normen in zugängliche und ästhetisch ansprechende Anwendungen zu übersetzen. 

7. Austausch, Vernetzung und ein besonderes Jubiläum    

Neben einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm bot der A-Tag 2025 auch Raum für persönlichen Austausch und fachliche Vernetzung. Nach dem offiziellen Ende um 17:00 Uhr nutzten viele Teilnehmende die Gelegenheit, bei Snacks und Getränken in entspannter Atmosphäre weiter ins Gespräch zu kommen. 

Ein besonderer Anlass prägte den diesjährigen A-Tag: Accessible Media feierte sein 20-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „20 years – still rocking!“ wurde das Jubiläum gebührend im Rahmen der Veranstaltung gefeiert. Die Teilnahme war kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich – die Plätze waren begrenzt. Nach Angaben der Veranstalter fanden sich rund 160 Gäste ein. 

„Der A-Tag ist für mich jedes Jahr die Gelegenheit, den aktuellen Stand und unsere geplanten Maßnahmen zur Barrierefreiheit zu reflektieren und challengen zu lassen, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. Besonders spannend waren diesmal die Erkenntnisse rund um Accessibility Overlays und die neuen browsernativen Möglichkeiten Produkte barrierefrei zu entwickeln. Die Erkenntnisse sind bereits in die Produktentwicklung eingeflossen. Impulse von außen treiben so unsere Arbeit beim ÖGB-Verlag voran.“ 
– Martin Kastler, UX-Manager 

Ein Fazit mit Blick nach vorne 

Der A-Tag 2025 hat eindrucksvoll unterstrichen, dass digitale Barrierefreiheit kein Randthema ist, sondern ein zentrales Qualitätsmerkmal zukunftsfähiger Produkte und Services. Die vorgestellten Technologien, Praxisbeispiele und Diskussionen zeigten deutlich: Wer digitale Angebote ernst nimmt, kommt an inklusivem Design nicht vorbei – und gewinnt dabei auf allen Ebenen. 

Für den ÖGB-Verlag ist Barrierefreiheit kein Zusatzaufwand, sondern Teil einer klaren Haltung. Sie ist Voraussetzung dafür, dass alle Menschen, unabhängig von körperlichen oder kognitiven Voraussetzungen, Zugang zu unseren Informationen haben. Gerade im Kontext der Arbeitnehmer:innenvertretung ist das essenziell. 

Mit dem Inkrafttreten des European Accessibility Act im Juni 2025 wird rechtlich verbindlich, was für uns schon lange selbstverständlich ist: Digitale Angebote müssen für alle zugänglich sein. Wir sehen darin keinen Mehraufwand, sondern eine Chance, unsere Produkte noch besser, robuster und zukunftstauglicher zu machen. 

Der A-Tag hat nicht nur wertvolle Impulse geliefert, sondern auch bestätigt: Barrierefreiheit beginnt bei der Haltung, aber sie entfaltet ihre Wirkung erst dann vollständig, wenn sie konsequent mitgedacht, mitgestaltet und mitentwickelt wird. Daran arbeiten wir und laden alle ein, diesen Weg mit uns zu gehen. 

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